Willisau liegt im Luzerner Hinterland am Fuss des nördlichen Napfausläufers. In römischer Zeit war die Umgebung von Willisau spätestens im 2.-3. Jh. besiedelt, möglicherweise existierte ein Gutshof. Willisau entstand während der letzten Welle mittelalterlicher Stadtgründungen als eher atypische Kleinstadt am Rand des Mittellands aus einem grösseren Pfarrdorf. Als Inhaber der Kirche und der Kirchenvogtei, zu der vermutlich auch das Kanzelgericht und die Siedlung gehörten, werden 1101 die Herren von Honstetten (Hegau) und 1245 die Freiherren von Hasenburg erwähnt. 1302/1303 wurde Willisau zur Aufwertung der Hasenburger Herrschaft mit einem habsburgischen Markt- und Befestigungsprivileg zur Stadt erhoben, 1302 traten die Freiherren in habsburgische Lehensabhängigkeit. Der Stadtboden war Kirchengut und blieb Hasenburger Eigen, die Stadt stand den Habsburgern offen. Im Sempacherkrieg 1386 warben Bern und Luzern um Einfluss, Herzog Leopold von Österreich liess Willisau als unsichere Position brandschatzen.
1407 kaufte Luzern von den Grafen von Aarberg-Valangin die Herrschaft, die im 15. Jh. zum faktischen Verwaltungszentrum des Amts wurde. Luzern bestimmte wie die Rechtsvorgänger den Schultheissen – zuerst ein grafschaftlicher Vogt, unter Luzern ein Untervogt des Amts und anstelle des bisherigen Ammanns ein Stadtvorsteher -, ernannte den Stadt- und Amtsschreiber und die neun Stadträte. Im 15. Jh. wird ein Stadtrecht erwähnt, das dem Amtsrecht teilweise nachgeordnet blieb. Für den bis 1653 in Luzern residierenden Landvogt übernahm die Stadt im 15. Jh. die Vogtei- und Gerichtsverwaltung, nämlich gewisse polizeiliche und landgerichtliche Funktionen, das Zivilgericht in der Pfarrei Willisau und in weiteren Teilen des Amts. Im Zwiebelnkrieg 1513-1515 traten zwischen der Stadt und dem Amt Willisau Gegensätze auf. Im Bauernkrieg 1653 konnte Willisau seine Autonomie stärken. Die Stadt besass weder ein eigenes Blutgericht noch eine eigene Militärorganisation. Im Spätmittelalter zeichnete sich die Bevölkerung durch eine hohe Mobilität aus. Erst im 17.-18. Jh. wurden die Bürgeraufnahmen restriktiver gehandhabt.
Nach den Hasenburgern und den Aarbergern hatte Luzern bis 1895 die Kollatur inne. Zur alten Pfarrei Willisau gehörten vermutlich bis ins Hochmittelalter auch Luthern, Ufhusen, Menznau und Hasle, im Spätmittelalter nur noch Willisauund Willisau Land (ohne Mittmis- und Olisrüti), Hergiswil bei Willisau (bis 1605), Hilferdingen und Ruefswil (heute Ufhusen), einige Höfe auf dem Menzberg und in Richtung Grosswangen. Die Kirche Peter und Paul, deren Vorgängerbau ins Frühmittelalter datiert, wurde 1648-1652 und 1689-1693 neu errichtet bzw. umgebaut. Die heutige Kirche mit dem spätromanischen Turm aus dem 13. oder dem beginnenden 14. Jh. wurde 1804-1810 von Josef Purtschert und Josef Singer neu gebaut. Wichtige Filialkapellen sind die Ende des 12. bis Anfang des 13. Jh. errichtete Kapelle St. Niklaus auf dem Berg und die im 15. Jh. entstandene und 1674-1675 erneuerte Wallfahrtskapelle Heiligblut. Seit 1886 gibt es in Willisau auch eine reformierte Kirchgemeinde.
1798-1807 entstanden die beiden selbstständigen Gemeinden Willisau Stadt und Willisau Land. Erstere wurde territorial auf Bürgerzihl und Allmenden reduziert. In der Helvetik und der Mediation war Willisau politisch benachteiligt, da es keinen Grossrat stellen konnte. 1814 erhielt es das Munizipalrecht. Bei der Gründung der Stadt wurde eine Anlage mit einer Wehrmauer an der Durchgangsstrasse Luzern-Bern bzw. Solothurn gebaut. Im Gugler- und im Sempacherkrieg 1375 bzw. 1386 wurde Willisau zerstört, 1471 und 1704 von verheerenden Bränden heimgesucht. Bis 1704 waren die Häuser v.a. aus Holz. Das Rathaus ist seit dem 15. Jh. belegt, das Spital ab 1407, das Siechenhaus ab 1418. Eine städtische Schule entstand im 16. Jh. Willisau beherbergte 1808-1810 das kantonale Lehrerseminar. 1833-1836 befand sich die Erziehungsanstalt Friedrich Froebels im Landvogteischloss. Die Mittelschule (ohne Maturaklassen) wurde 1864 als erweiterte Bezirksschule ins Leben gerufen. Vom beginnenden 19. Jh. an entwickelte sich zwischen dem Untertor und dem Bahnhof eine Vorstadt. 1979-1980 erfolgte der für das heutige Stadtbild prägende Neubau des 1854 abgebrochenen Untertors.
Willisau bewahrte als Ackerbaustädtchen die dörfliche Zelgverfassung. Vermutlich nach den Bränden des 14. Jh. erhielt es von den Stadtherren die bedeutenden Hochwälder im Gebiet der alten Pfarrei Willisau. Das Gewerbe war lange wenig spezialisiert; Handwerkerbruderschaften existierten ab Anfang des 16. Jh. Wochen- und Jahrmärkte sind seit 1330 belegt; im 18. Jh. bestanden sechs Jahrmärkte. Willisau diente dem Hinterland als Umschlagplatz u.a. für Tuch, Molkereiprodukte und Vieh. Ein erstes Kaufhaus wurde 1375/1386 zerstört, 1471 fiel es einem Brand zum Opfer und wurde nach dem Brand von 1704 an einem anderen Standort neu gebaut. Um 1810 wurde im obersten Geschoss ein Theatersaal eingerichtet. Zur Finanzierung der öffentlichen und militärischen Bauten erhielt Willisau von Luzern vor 1465 den Zoll und den Böspfennig sowie 1458 eine Getreidesteuer verliehen. Aus dem 16.-17. Jh. sind neun Tavernenrechte bekannt. Im 19. Jh. entstand eine grössere Seidenweberei. 1894 erfolgte der Anschluss an die Wolhusen-Huttwil-Bahn. Seit 1918 besteht die Distillerie Willisau SA (Diwisa), seit 1948 eine Biskuitfabrik (Willisauer Ringli) und seit 1931 die Möbelfabrik Wellis AG. Der Zweigbetrieb der Zofinger Ritex siedelte sich 1947 an, der Produktionsbetrieb der Lego 1993 (2006 geschlossen). Die Sparkasse Willisau hatte 1903-1940 Bestand; die Volksbank Willisau AG wurde 1906 ins Leben gerufen. 1996 fusionierte sie mit der Luzerner Landbank zur Luzerner Regiobank AG. Seit 1851 erscheinen in Willisau Lokalzeitungen; die Willisauer Bote Medien und Print AG besteht seit 1923. 2005 stellte der 2. Sektor 42% und der 3. Sektor 57% der Arbeitsplätze.
Text: Hörsch, Waltraud: “Willisau Stadt”, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS),
Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000688/2016-11-04, Lizenz CC BY-SA 4.0, Text angepasst 2.10.2019
Foto: Patrick Kurmann – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58811746